Der Final der EFG Swiss Open Gstaad darf mit Spannung erwartet werden. Der überraschende Qualifikant Quentin Halys erreicht sein erstes Endspiel auf der ATP-Tour. Hier fordert er Publikumsliebling Matteo Berrettini heraus.
Der Halbfinaltag im Berner Oberland bot nicht nur strahlenden Sonnenschein, sondern auch zwei strahlende Sieger, deren Voraussetzungen am Turnier nicht unterschiedlicher sein könnten.
Der Franzose Quentin Halys setzte bei seiner Premiere in Gstaad seinen Steigerungslauf fort und bezwang den an Nummer 5 gesetzten Deutschen Jan-Lennard Struff 6:3, 7:6. «Mein Niveau war sehr hoch», sagte der 27-Jährige zufrieden, «ich spüre das Vertrauen, das ich mir mit dem Einzug in die dritte Runde von Wimbledon erarbeitet habe.»
Es wäre der Höhepunkt seiner Karriere, am Sonntag (ab 11:30 Uhr) seinen ersten ATP-Titel zu gewinnen. Schon jetzt hat er Aussergewöhnliches geschafft, denn es ist sieben Jahre her, dass mit Yannick Hanfmann ein Qualifikant im Final der EFG Swiss Open Gstaad stand. Halys: «So weit gekommen zu sein, bedeutet mir sehr viel. Ich bin gespannt, im Final wird es schwierig für mich, aber ich glaube an meine Chance.»
Es wird in der Tat eine grosse Herausforderung für die Nummer 192 der Welt, den Gegner am Sonntag zu stoppen. Es ist der Italiener Matteo Berrettini (ATP 82), der stets den Final erreicht, wenn er im Saanenland antritt. Nach seinem Sieg 2018 und seiner Finalteilnahme 2022, die er gegen den Norweger Casper Ruud verlor, erhält der 28-jährige Römer erneut die Chance auf einen zweiten Gstaad-Titel. Dafür musste er die grösste Hürde der diesjährigen EFG Swiss Open Gstaad überwinden: die topgesetzte Weltnummer 12, Stefanos Tsitsipas.
Das Star-Duell verlief auf Augenhöhe. Berrettini brauchte 103 Minuten, um im vierten Versuch gegen den Griechen endlich zu gewinnen. Er siegte 7:6, 7:5 über Tsitsipas, der zum ersten Mal – und hoffentlich nicht zum letzten Mal – hier angetreten ist. Der frühere Weltranglisten-Sechste bestätigte seine Aufwärtstendenz, nachdem er wegen gesundheitlicher Probleme im Ranking abgerutscht war. Berrettini schlug hervorragend auf, gestand seinem Gegner keinen einzigen Breakball zu und realisierte beim ersten Matchball das einzige Break der gesamten Partie. Der Titel in Gstaad würde ihn zurück in den Bereich der Top-50 befördern.
Dazu würde er viele Fans begeistern, die ihn hier seit Jahren lieben. «Und ich liebe sie», schwärmte Berrettini nach dem Match, «jedes Mal bringt mir Gstaad wunderschöne Emotionen! Das Turnier ist etwas ganz Spezielles für mich, ich spiele stets mein bestes Tennis hier. Ich liebe die Bedingungen, die Berge, ich fühle mich willkommen, fast wie zuhause. Schliesslich habe ich hier meinen ersten ATP Titel hier gewonnen.»
Der Gefahr, die von Quentin Halys, der mit 16 Assen imponierte, ausgeht, ist er sich aber durchaus bewusst: Berrettini: «Halys steht im Final, das bedeutet, dass er der Beste in der unteren Tableau-Hälfte war.»
Cécile Klotzbach