Dominic Stricker spielt stark, aber Casper Ruud setzt sich durch. Der topgesetzte Norweger muss all sein Können und seine Routine abrufen, um den Lokalmatador schlagen.
Der Mittwoch der EFG Swiss Open Gstaad hatte viele emotionale Momente zu bieten. Zuerst nahm sich Superstar Stan Wawrinka rund eine Stunde Zeit, den Besuchern im Village Autogramme und Selfies zu ermöglichen. Der Durchhaltewillen des bereits aus dem Turnier ausgeschiedenen Romands ist auch neben dem Court beeindruckend: Der 40-Jährige lächelte, plauderte und posierte rund eine Stunde lang – die Schlange seiner Fans wollte gar nicht mehr enden!
Dann lieferten sich Dominic Stricker (ATP 229) und Weltnummer 13 Casper Ruud ein spannendes Duell auf Augenhöhe – unterhaltsam und begeisternd für das Publikum, das seinen Berner Oberländer Liebling leidenschaftlich anfeuerte. Mit dem etwas glücklicheren Ende für den Topstar des diesjährigen Turniers: 7:5, 7:6 (8:6) in eindreiviertel Stunden – viel knapper können zwei Tennissätze nicht verlaufen. Und auch nicht viel hochklassiger.
«Ich bin zufrieden mit meinem Niveau, es fehlten nur ein paar kleine Dinge. Dennoch bin ich momentan sehr enttäuscht», sagte Stricker nach dem Achtelfinal, in dem er mehrfach die Nase vorne hatte. In Satz 1 gelang ihm das erste Break, aber der Gegner breakte umgehend zurück. Im Tiebreak des zweiten Durchgangs servierte «Domi» bei 6:4-Führung zum Satzgewinn, doch der vier Jahre ältere Ruud spielte seine ganze Klasse aus und gewann die letzten vier entscheidenden Punkte, inklusive erstem Matchball.
«Ich wollte die Revanche unbedingt», spielte der Norweger auf seine letzte Niederlage gegen den Schweizer bei den Swiss Indoors in Basel an. «Aber auch dieses Match hat wieder gezeigt, wir beide beieinander liegen.» Ein grosses Kompliment an Stricker, ist der dreifache Grand-Slam-Finalist aus Oslo aktuell immerhin 216 Ränge besser klassiert.
Und in Gstaad ist Ruud, der wegen Knieproblemen auf Wimbledon verzichten musste, noch immer ungeschlagen. Nach zwei Turniersiegen im Saanenland steht er hier erneut in den Viertelfinals. Sein nächster Gegner: der 34-jährige David Goffin (ATP 68), früherer Weltranglisten-Siebter aus Belgien oder der den Argentinier Juan Manuel Cerundolo (ATP 109). Das Matche der beiden musste wegen Regens beim Stand von 7:5, 4:4 unterbrochen und auf Donnerstag verschoben werden.
Aus Schweizer Sicht liegen an diesem Tag nun alle Hoffnungen auf Jérôme Kym. Der 22-jährige Aargauer spielt seinen Achtelfinal am Donnerstag zur Primetime. Schafft er gegen den Italiener Francesco Passaro seinen zweiten Sieg auf der ATP-Tour?